Über etwas Gutes


 Die App "IO", welche Bürgern erlaubt Zahlungen an öffentliche Ämter zu tätigen, Autosteuer bezahlen, den grünen Pass abzurufen... ist nun auf deutsch (noch Betaversion) verfügbar. Vieles ist noch nicht übersetzt oder stimmt nicht zusammen, aber es wird daran gearbeitet. Ein Schritt in die richtige Richtung! Weiter so!



Über mindestens ein Gerichtsamt, das nicht zweisprachig ist


Als ich heute am Meraner Friedensgericht war, eine Erklärung abzugeben, sah ich bereits an der Eingangstür einen Zettel, der einsprachig (italienisch natürlich) darauf hinwies, dass man, um ins Amt zu kommen einen Termin über E-Mail machen muss. Ich verstand, was darauf stand, dies gebe ich zu. Ich könnte es ja aber nicht verstanden haben und ich müsste es auch nicht verstehen. Ich habe das Recht auf meine Muttersprache! Jeder von uns.

Ein solcher Hinweis muss auch auf deutsch verfügbar sein , deshalb ging ich trotzdem hinein und erledigte, was ich zu erledigen hatte. Vom Personal wurde ich freundlich empfangen und man sprach auch großteils deutsch mit mir. Ich wurde gefragt, ob ich einen Termin hätte, was ich verneinte und auf die Einsprachigkeit in einem Gerichtsgebäude hinwies, was mit Stammelei abgetan wurde und für ein nächstes mal einen Termin machen sollte.

So weit so gut, aber es sollte seit 1972 sowieso selbstverständlich sein, dass auch in Gerichtsgebäuden Zweisprachigkeit praktiziert wird. Obwohl man dazusagen muss, dass die Zweisprachigkeit in Südtirols Gerichtsgebäuden erst Ende der 1980er ankam(vgl. Individuelle und institutionelle Zweisprachigkeit : Das besondereSpannungsfeld in Südtirol, ab S. 59). Und nach fast drei Jahrzehnten, wie es scheint, trotzdem noch nicht. 

Es scheint ironisch, dass in einem Gebäude, wo rechtgesprochen wird,  Verfassungsrechte gebrochen werden (vgl. Zweites Autonomiestatut von 1972). Themis würde es sicherlich stören.



Über mangelnden Speicherplatz beim SABES


Die STF reichte eine Landtagsanfrage bezüglich der Zweisprachigkeit bei der Ausgabe von Corona-Testergebnissen ein. Viele Bürger beschweren sich den Befund vom SABES nicht in der jeweiligen Muttersprache erhalten zu haben. Auf die Frage hin, wieso deutschsprachige Bürger des Öfteren Befunde auf italienisch bekommen, antwortete LR Widmann wörtlich:" Der Befund ist einsprachig, um Speicherkapazitäten einzusparen." Ein Befund werde in jener Sprache ausgegeben, wie es das System für den jeweiligen Bürger vorsieht ¹.
Meines Erachtens ist das reiner Blödsinn. Bis zum Schluss braucht man eh beide Versionen, deutsch und italienisch = dasselbe. Des Weiteren dürfte es sich, wenn man von zu einsparenden Speicherkapazitäten spricht, um wenige Kilobyte handeln (vgl. Tabelle unten). Verblüffend finde ich auch, dass 1.000 Bücher ca. 1 GB Speicherplatz benötigen würden. Deswegen scheint das Argument Speicherplatz schlichtweg falsch zu sein.

Ich finde es schade, besorgniserregend und bedenklich, wenn man es nicht schafft einen zweisprachigen Bericht auszugeben und dann angibt, wenn das jemanden stört (zurecht), dass man zu wenig Speicherkapazitäten hätte. Auch wenn die Festplatten des SABES voll wären, gäbe es sicher andere Lösungen wie Clouds. 

Ein Zeichen
Eine Buchseite
Ein Buch
Eine kleine Bibliothek

ein Buchstabe, ein Satzzeichen oder Leerzeichen
mit 40 Zeilen und 50 Zeichen je Zeile, keine Bilder
mit 500 Seiten
mit 1000 Büchern
1 Byte
2 Kilobyte
1 Megabyte
1 Gigabyte
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Über Südtirols Corona-Politik


"Laut Sanitätsbetrieb ist die Lage unter Kontrolle", so hieß es am 02. Februar 2021 in der Tageszeitung¹. Drei Tage darauf wird in Südtirol ein Lockdown angekündigt, weil u.a. "Die Situation [...] ernst (ist) [...]", wie der Gesundheitslandesrat Thomas Widmann wörtlich meint. Weiters glaubt der Landesrat an einen "Pakt miter (Rechtschreibfehler auf der Homepage des Landes) Bevölkerung [...]²." Am heutigen Freitag, 12.02.2021, wurden weitere Verschärfungen des Lockdowns angekündigt. 
Woher die Wende?
Vielen ist sicherlich bekannt, dass Südtirol neuerdings eher negativ in den Schlagzeilen steht, was das Corona-Management betrifft. Eine hohe Wocheninzidenz, eine schleppend vorankommende Impfkampagne, wie die "Süddeutsche Zeitung" meint, usw.  Das mit der Impfkampagne stimmt eben so nicht, worauf ich die "Süddeutsche Zeitung" auch hingewiesen habe. Südtirol impft italienweit am meisten, und kann nach mit anderen Regionen der Welt locker mitthalten. Super, weiter so! Zudem testet Südtirol wirklich viel, italienweit sogar am meisten (vgl. meinen Post dazu) und hat deshalb auch mehr infizierte. Qui quaerit, invenit! Nichtsdestotrotz ist die Lage in Südtirol nicht besser, als in anderen Regionen, die weniger testen. Wir sitzen nun mal alle im gleichen Boot. 
Der Südtiroler Corona-Sonderweg wird von vieler Seite angeprangert. Doch dieser ist im Wirkschluss nur eine Komponente: Wenn Regeln nicht eingehalten werden, hilft die beste Verordnung nichts. Ferner haben sich auch die Politiker sich nicht immer mit der Einhaltung der Corona-Regeln bemüht. Sogar öffentlich wurden Fotos ohne Masken bzw. Abstand gepostet ,. Das soll jetzt nicht heißen, dass andere Bürger sich immer an die Corona-Regeln gehalten haben, haben sie nicht. Doch ich empfand Politiker immer als Vorbilder, diesen Status haben sie aber mittlerweile verloren. So muss man auch viele Bürger verstehen, die sich verascht fühlen von der Politik. Wie auch ich nur den Kopf schütteln kann, wenn ich Gemeinderäte (meiner Gemeinde) mit anderen vor 2 Wochen ohne Maske und Abstand "zusammenkuscheln" sehe. Das zu den sogenannten "Vorbildern".
Manche Aussagen der Landesregierung bzw. den Zuständigen widersprechen sich oftmals (vgl. oben), das führt wahrscheinlich dazu, dass sich viele Menschen im Land hintergangen fühlen und nicht mehr wissen, was sie glauben können. Mir geht es ähnlich, ehrlich. Ich finde es schade, dass andere Regionen aufmachen und Südtirol derweil wieder zusperrt. Meiner Meinung nach hätte man früher eingreifen sollen, mit einer kleinen Prise Technokratie. Noch schaut es ein bisschen willkürlich, intransparent und chaotisch aus. Denn was hilft es, mehr oder weniger auf Pump alles offen zu halten, um es für einen Monat oder länger wieder zu schließen? Spätestens bei den nächsten Wahlen wird man sehen, wie zufrieden die Südtiroler mit der Landesregierung waren/sind.
Etwas was ich noch sehr verurteile ist das, dass die Gastronomie gegen die Schulen ausgespielt werden. Wenn die Gastronomie schon schließen muss, sollten Schulen usw. auch schließen, heißt es manchmal. Das finde ich sehr bedenklich. Nun gut, die Schulen wurden ja mittlerweile wieder geschlossen. Für andere Länder sind Schulen Systemrelevant und de facto nie wirklich geschlossen bzw. einige Länder haben die Pandemie so unter Kontrolle, dass es dazu nicht kommt. Fernunterricht wird nie Präsenzunterricht ersetzen können, wichtige Erfahrungen, meines Erachtens, werden den Kindern und Jugendlichen gestohlen. 
Die einzig, schnelle Rettung, die wir wahrscheinlich haben ist Impfen und Testen. Vielleicht auch mal eine Party erlauben, wo alle Geladenen nachweislich negativ getestet wurden usw. 
Eine Möglichkeit?


Über die Idee den Schützen die Beiträge zu streichen


Die Schützen haben, wie nun sicherlich bekannt sein dürfte, ein sehr umstrittenes Rap-Video mit Titel "Mamma Tirol" gepostet. Das Video wurde mittlerweile offline genommen.

Mir ist zu Ohren gekommen, dass der rechte Landtagsabgeordnete, Alessandro Urzì (Fratelli d'Italia), erneut fordert den Schützen das öffentliche Geld zu streichen. Ich möchte im Folgendem darüber schreiben.

Die Forderung, den Schützen kein öffentliches Geld mehr auszuzahlen, ist nicht neu: Michaela Biancofiore, die u.a. meint, dass die Südtiroler den Faschisten dankbar sein sollten¹, wäre dafür den Schützen kein öffentliches Geld mehr zu geben. Auch Alessandro Urzì, wie oben erwähnt, meint, dass die Schützen kein öffentliches Geld mehr erhalten sollen. Sinngemäß meint man, dass die Schützen einen Anti- Italienverein (gegen die italienische Verfassung) darstellen würden, eine paramilitärische Organisation seien, und sogar Terrorismus zur verherrlichen bzw. Terroristen zu beschützen wird ihnen vorgeworfen...

Urzì nahm das "Mamma-Tirol"-Video zum Anlass seinen Unmut über die Schützen ein erneutes Mal, heute auf Facebook kundzugeben. Unter dem Facebook-Post sind ein paar recht gut zum Milieu passende Kommentare, so scheint es. 

Mir gibt es sehr zu denken, dass die 1960-er Jahre, wegen des Terrorismus, des Öfteren so einseitig ins Leben gerufen und meines Erachtens auch politisch so instrumentalisiert werden. Historisch wird es umstritten bleiben, ob die Feuernacht sich positiv oder  negativ auf die Entwicklung der Südtiroler Autonomie ausgewirkt hat. Nichtsdestotrotz kam die "Südtirol-Problematik" vor die UNO und somit wohl auch das 2. Autonomiestatut ins Rollen. Aber Terrorismus ist eine zu leichte Erklärung, kommt mir vor. Man sollte auch oft hinter die Kulissen schauen, jenes aber leider selten gemacht wird.

Was Urzì nicht zum Terrorismus schreibt: Die BAS Gefangenen, also die sogenannten Terroristen von welchen die Anschläge ausgingen, wurden gefoltert und misshandelt, zwei gefangene so heftig, dass sie an den Folgen starben². Laut beispielsweise der dritten Genfer Konvention (vom 12. August 1949) ist es sogar strengstens verboten Kriegsgefangene zu foltern. Aber auch die Menschenrechte hatten zu dieser Zeit Gültigkeit, welche es sowieso verboten hätten. Diese Folterungen geschahen in den 1960ern! Jedoch ist das eine anderes Thema, über welches ich ein andermal ausführlicher schreiben möchte.

Nun zurück zum Thema: Sollte man die Schützen mit öffentlichem Geld ausstatten?

Ich finde schon! Für ein Video, was ich wirklich nicht unterstütze, welches wahrscheinlich nur einige  Mitglieder bei den Schützen gutheißen, sollen alle büßen? Nein, das wäre nicht richtig, und noch weniger gerecht alle dafür zu "bestrafen". Aber erwähnen muss man auch, dass Rap-Lieder von bekannteren Weltkünstlern oft noch sexistischer, homophober, ausfallender usw... sind, als das von Anderlan, das schon mal vorausgeschickt. Soll der Staat nun zensieren und YouTube, SoundCloud und Spotify sperren, wo solche Lieder ja immerhin verbreitet werden?

Ich bin der Meinung, dass das  zur freien Meinungsäußerung dazugehört. Genauso gehört dazu, dass Biancofiore Mussolini verherrlichen kann. Gesagt muss aber sein, dass man ja nicht von jedem die Meinung gutheißen muss und so hinnehmen soll, nur weil sie frei geäußert wurde. Nein! Die Verantwortung für die jeweilige Meinung muss und soll schließlich jeder selbst übernehmen! Aber es wird auch zur freien Meinungsäußerung dazugehören, dass man die jeweilige Person nicht wegen der Meinung bestraft. Ansonsten wäre es ja keine freie Meinungsäußerung, oder? Aber auch die freie Meinungsäußerung hat natürlich ihre Grenzen.

Alle in einen Topf werfen sollte man auch nicht. Man könnte zwar behaupten, dass alle Mitglieder von Forza Italia, der Partei gehört Biancofiore an, Mussoliniverherrlicher sind. Jedoch wird dies sicherlich nicht auf alle zutreffen, und daher ist es besser zu differenzieren.  Natürlich teilt man gemeinsame Werte, wenn man bei einer Partei, einem Verein usw... Mitglied ist, aber man muss, sollte und wird auch nicht immer die gleiche Meinung zu einem Thema haben, wie ein anderer. Klar, wenn jemand einer rechtsgerichteten Partei beitritt, wird derjenige auch rechtsgerichtete Werte haben und man urteilt oft nach dem, was allgemein in einer Partei, Verein, usw... passiert. Man sollte wirklich öfter und tiefer ins Detail gehen und nicht alle in den gleichen Topf werfen, denke ich.

Was ich noch erwähnen mochte ist das, dass von Anderlan in der heutigen Tagesschau auf Rai-Südtirol ein Interview ausgestrahlt worden ist. Hier erklärt er, dass seine Familie Drohungen wegen des Videos bekam. Das geht gar nicht, finde ich! Kritik ist gut und hier sicherlich auch angebracht, aber Drohungen? 

"Nur wer die Freiheit anderer achtet, ist selbst der Freiheit wert."                                                    - Johann Jacoby (1805-1877)




Über das Impf-Schlusslicht Südtirol? (Live-Diagramm)


In letzter Zeit spricht man immer wieder von den Covid-19-Impfungen und man liest und hört, dass Südtirol mit den Impfungen recht nachlässig sei.

Ich wollte es genau wissen, so habe ich mir die offiziellen Impfdaten der Regionen bzw. Provinzen (leider nur einsprachig) angeschaut und sie in verabreichten Dosen* in Relation mit der jeweiligen Einwohnerzahl gesetzt. Das Gesundheitsministerium macht dies eben nicht. Es setzt die verabreichten Dosen in Relation mit den erhaltenen.  So weiß man aber bloß, wie viel Impfstoff von den erhaltenen Dosen verabreicht wurde.

Hier meine Ergebnisse:

 *Eine Ampulle enthält 5 bzw. 6 Dosen. © Istat, © Gesundheitsministerium. Stand: 16.01.2021, 16:08

Bei der Tabelle ist ersichtlich, wie viele Dosen offiziell erhalten und offiziell verabreicht wurden. Des Weiteren sieht man die Einwohnerzahl ( vom 1. Januar 2020) der Provinzen bzw. Regionen, am Schluss der Prozentsatz verabreichte Impfungen/Einwohner. Dieser Wert müsste angeben, wie viele Menschen bereits geimpft wurden.

Es ist klar erkenntlich, dass Südtirol mit 2,70% die meisten Menschen geimpft hat und Kalabrien mit 0,95% am wenigsten. Südtirol ist derzeit also die Provinz, welche am meisten impft (falls ich es richtig berechnet habe!).

Das liegt wahrscheinlich daran, dass Südtirol vom römischen Impfprotokoll ein wenig abweicht, und bereits Hochrisikopatienten oder über 80-Jährige vermehrt impft. In Südtirol werden laut Gesundheitsministerium in allen sieben Landeskrankenhäusern Impfungen verabreicht.

Live-Diagramm:

Ich habe versucht mit den Daten des Gesundheitsministeriums ein Live-Diagramm zu erstellen. Ich kann jedoch nicht garantieren, dass es technisch so funktioniert, wie ich es vorgesehen habe. Darum bitte ich, um sicher zu gehen, die jeweiligen Daten auf der Internetseite des Ministeriums (oben verlinkt) zu vergleichen.

 Um neue Daten zu erhalten, sollte man die Seite alle 7 Minuten neu laden.

Über die Anfänge des BAS & die Feuernacht


Man wollte die Selbstbestimmung Südtirols. Sprengsätze, Tode; das Südtirol der 1960er Jahre.

BAS ist ein Akronym und steht für Befreiungsausschuss Südtirol, die Gruppierung war vor allem in den 1960er Jahren in Südtirol tätig und dürfte durch die sogenannte Feuernacht recht bekannt sein. Im folgendem möchte ich über den BAS schreiben, beginnend bei der Ausgangslage.

Die Annexion Südtirols durch Italien nach dem ersten Weltkrieg (vgl. Friedensvertrag St. Germain 1919) war besiegelt. Die Italianisierung Südtirols (zwischen 1921 und 1939) durch die Faschisten war in vollem Gange: Jegliche Straßen- und Ortsnamen, Vor- und Familiennamen wurden ins Italienische übersetzt bzw. nur noch so zugelassen. Deutsche Beamte wurden durch Italienische ersetzt, jegliche Schulfächer, die Kindergärten wurden nur noch in italienischer Sprache fortgeführt, außer das Unterrichtsfach Religion, welches durch die Lateranverträge von 1929 weiterhin in Deutsch abgehalten werden durfte. Die 1939 bestehende Option (Südtiroler konnten über Verbleib in Südtirol bzw. Auswanderung ins Deutsche Reich abstimmen), welche durch den Hitler-Mussolini-Pakt bestimmt wurde und wo viele auch abwanderten. Alsdann die Faschisten-Regierung versuchte die Ansiedlung von Süd-Italienern in Südtirol zu fördern, eigentlich generell nur die italienischsprachigen bzw. die "Anpassungswilligen" zu unterstützen. Vieles vom Faschismus verblieb weiterhin in Südtirol, auch nach dem 2. Weltkrieg. Die Förderung, man spricht hier auch von Majorisierung, von Italienern blieb bestehen: Die Ansiedlung von Italienischsprachigen wurde weiterhin gefördert. Neuerbaute Sozialwohnungen in Südtirol wurden fast nur Italienern zugesprochen, öffentliche Ämter in Südtirol durften fast ausschließlich nur Italiener bekleiden, in den entstehenden Industrien wurden fast keine deutschsprachigen Südtiroler beschäftigt. Einige der deutschen und ladinischen Volksgruppe wanderten deshalb auch aus¹,²,³.

Weiters wurde das Gruber-De-Gasperi-Abkommen 1946, welches der deutschen und ladinischen Volksgruppe autonome Rechte zur Selbstverwaltung zusprach und -sicherte, nicht wirklich umgesetzt, dies gilt u.a. als Gründungsmotiv des BAS. Aber auch die oben angeführten, zum Teil auch nach dem 2. Weltkrieg, bestehenden Gründe verschafften dem BAS, anfänglich aus acht Mann bestehend, Zuwachs und -spruch. Die Kundgebung 1957 auf Schloss Sigmundskron, wo "Los von Trient" und eine echte Autonomie gefordert wurde, verschaffte einen weiteren Zuwachs. Auf dieser Kundgebung forderte Sepp Kerschbaumer, einer der Gründungsmitglieder die Südtiroler zum Handeln auf ²,³.

Erste BAS-Anschläge erfolgten bereits 1956, spätere Sprengungen wurden an Faschisten-Relikten ausgeübt, wie bspw. in Waidbruck im Januar 1961, wo ein Reiterstandbild Mussolinis hochgejagt wurde. Einen Anschlag im März desselben Jahres auf Ettore Tolomeis Haus in Montan, da dieser als Schlüsselfigur für Südtirols Italianisierung, durch Übersetzung von Straßen- und Ortsnamen gilt, erfolgte²,³.

Als Höhepunkt der BAS-Attentate ist aber sicherlich die Feuernacht vom 11. auf den 12. Juni 1961 anzuführen: In Bozen und Umgebung wurden ca. 37 Strommasten, welche u.a. die Mailänder Industrie mit Strom belieferten, gesprengt. Am nächsten Tag folgte die sogenannte kleine Feuernacht, hier wurden acht weitere Strommasten gesprengt, um auch den Bahnverkehr lahmzulegen. Die Anschläge hatten nicht das Ziel auch Menschen zu töten, sondern die italienische Regierung unter Druck zu versetzen und vor allem auf die Zustände in Südtirol international aufmerksam zu machen. Es  wurde jedoch ein italienischer Straßenarbeiter von einem Blindgänger getötet, als er versuchte den nicht explodierten Sprengstoff von einem Strommasten zu entfernen,.

In den darauffolgenden Tagen gab es natürlich zahlreiche Verhaftungen. Viele Gefangene wurden von den italienischen Exekutivorganen gefoltert, zwei gar bis zum Tod. Der Mailänder Prozess folgte. Der Prozess für die Angeklagten (Mailänder Prozess genannt) der Feuernacht folgte am 16. Juli 1964. 35 BAS-Mitglieder wurden verurteilt, 13 von diesen wurden baldig begnadigt, andere 27 Angeklagte wurden freigesprochen. Es blieben also 22, die angeklagt wurden. Auf Vorschlag und Antrag der damaligen Regierung ließ man folgende Anklagepunkte fallen:

  • "Anschlag auf die Einheit des Staates"
  • "Anschlag auf die Verfassung"

Dies führte dazu, dass die Urteile, von italienischer Seite, als eher „leicht“ angesehen wurden. Während des Prozesses schilderten die Angeklagten über die Zustände in Südtirol und über die Folterungen der Gefangenen. Viele in Österreich, Deutschland, aber auch Italien begriffen nun, was in Südtirol eigentlich los war. Wegen diesen Folterungen folgte ein Prozess in Trient 1963. Jedoch endete dieser "Prozess" mit Freisprüchen, da die zehn angeklagten Carabinieri die Folterungen abstritten und behaupteten, dass sich die Gefangen selbst die Verletzungen zugeführt hätten. Der Prozess, der sehr kritisiert wird, endete mit 8 Freisprüchen und 2 Amnestien (Straferlässen).  Als man von den Folterungen erfuhr, war man noch "engagierter" im BAS und der BAS wurde noch sympathischer für die deutschsprachige Bevölkerung Südtirols²,,,

Im November 1961 befasste sich dann die UNO abermals mit dem "Südtirol-Problem", jedoch nicht in diesem Ausmaß, wie es von dem BAS gewünscht wurde. Weitere Anschläge folgten, auf diese werde ich in einem anderem Beitrag näher eingehen.

Meines Erachtens hat Italien durch bspw. die nicht umgesetzte Autonomie (Gruber-De-Gasperi-Abkommen) und die nicht wirklich nachverfolgte Folterung von den Gefangenen gezeigt, dass es zu dieser Zeit nicht wirklich ein souveräner, demokratischer Staat war. Viele BAS-Aktivisten wurden für ihre Taten verurteilt, so wie man es in einem Rechtstaat mehr oder weniger halt wurde, leider aber nicht die Folterungen welche genauso schlimm, wenn nicht schlimmer, weil sie durch Exekutivorgane ausgeführt wurden, als die Attentate waren. Deswegen finde ich oft, dass zum Beispiel die Feuernacht von vielen italienischen Politikern, Meinungsmachern einseitig aufgezeigt wird. Man spricht zwar von Terroristen, und von den Opfern, welche die Attentate forderten, jedoch nicht von den Folterungen an den Gefangenen von den Carabinieri, der Diskriminierung der Bevölkerung, welche genauso zu verurteilen sind.

Titelbild: © Feuernacht

Über den Reschensee


Der Reschensee gilt als einer der schönsten Drehorte Europas. Doch wie kam es zur typischen Idylle des Sees? 

Die Entstehungsgeschichte ist leider nicht so idyllisch.

Der Turm, welcher 22 Meter aus dem Wasser ragt, wurde Mitte des 14. Jahrhunderts erbaut. Die dazugehörende Kirche, welche abseits vom Turm stand, wurde im 19. Jahrhundert erbaut und  zur Hl. Katharina eingeweiht, dann aber bei der Stauung zerstört.

Die Pläne für einen Stausee, um Elektrizität zu gewinnen, hegte man schon, als Südtirol noch zu Österreich-Ungarn gehörte. Als Südtirol 1919 endgültig  im Friedensvertrag von St. Germain Italien zuerkannt wurde, musste nun Österreich seine Pläne verwerfen. Die italienische Regierung fand die Stauseepläne aber auch recht interessant und hielt an ihnen fest. Den Wasserspiegel des Grauner- und Reschensees wollte man aber nur gering erhöhen, 5 Meter circa¹.

Die Faschistendiktatur (1922-1945) sah das anders:  Im Jahr 1939 reichte ein italienischer Großkonzern ein Projekt ein, welches vorsah den Grauner- und Reschensee um 22 Meter anzustauen. Was die Bevölkerung davon hielt, war der Regierung egal. Der Besitz der jeweiligen Bewohner wurde vom italienischen Staat "entschädigt". Pro m² wurde 1 Lira  bezahlt².                                                 Zum besseren Verständnis: 1 Lira ≈ 0,0005€.

Durch den 2. Weltkrieg kam es zu einem Baustopp, die Bewohner hofften wahrscheinlich für immer. Es kam aber anders, 1947 wurde fertig gebaut. Reschens und Grauns Bevölkerung versuchten vehement die Stauung der Seen zu verhindern, jedoch half auch eine Audienz beim Papst nichts. 1950 war der Bau schließlich abgeschlossen und die Seen gestaut, damit 677 Hektar Fläche unter Wasser gesetzt und 150 Familien auf die Straße! Die Einwohner wurden vor vollendete Tatsachen gestellt, vom Staat wurden keine (Ersatz-) Häuser errichtet. Manche bauten sich schnell Häuser selbst, andere waren auf Barackenlager angewiesen, der einbrechende Winter machte es nicht einfacher¹.

Nicht unerwähnt möchte ich lassen, dass 1976 ein kleiner "Wiedergutmachungsversuch" unternommen wurde: Ungefähr 35 Hektar Kulturgrund wurden wiederhergestellt¹

Der See ist sehr schön und auch sehr idyllisch, keine Frage, aber zu welchem Preis?



Über "nur" deutschsprachige Ärzte


Es dürfte wohl der aus Österreich stammende Arzt Thomas Müller gewesen sein, der den Stein für die Eintragung "nur" deutschsprechender Ärzte in der Südtiroler Ärztekammer ins Rollen brachte.

Eine kurze Rückblende: 
Thomas Müller, Primar des Zentrallabors im Bozner Spital, wurde im Sommer  2019 aus dem Berufsverzeichnis der Ärzte gestrichen, da er über keine, oder nicht genügende Italienischkenntnisse verfügt. Man reichte Rekurs gegen die Streichung ein.  
Übrigens, Müller wurde von der Ärztekammer anscheinend erst dann überprüft, als jemand ihn anonym anzeigte. 

Nun aber hat sich wirklich etwas getan: Im Haushaltsgesetz 2021 von Italien, welches vom Senat bereits verabschiedet worden ist und somit auch Gültigkeit hat, wurde vermerkt, dass die Südtiroler Ärztekammer befugt ist ein separates Verzeichnis für "nur" deutschsprachige Ärzte einzurichten.
Wörtlich heißt es: 
"In attuazione di quanto disposto dal comma 1-sexies, il presidente dell’ordine dei medici della provincia autonoma di Bolzano è autorizzato a istituire, avvalendosi delle risorse umane, strumentali e finanziarie disponibili a legislazione vigente, una sezione speciale dell’albo dei medici alla quale possono essere iscritti, a domanda, fermi i restanti requisiti, i professionisti che sono a conoscenza della sola lingua tedesca. L’iscrizione alla sezione speciale autorizza all’esercizio della professione medica esclusivamente nel territorio della provincia autonoma di Bolzano" (vgl. Haushaltsgesetz 2021, Comma 497, 1-septies).
 
Im zitiertem Text weist man auf  den Absatz "1-sexies" hin, dieser nimmt u.a. Bezug auf eine EU-Richtlinie, welche es erlaubt, dass bspw. "nur" einsprachige Ärzte in das Berufsverzeichnis eingeschrieben werden, jedoch muss diese eine Sprache, welche man beherrscht eine Amtssprache sein. Laut Artikel 99 des 2. Autonomiestatuts ist in Südtirol die deutsche mit der italienischen Sprache gleichgesetzt, somit gilt in Südtirol auch Deutsch eine Amtssprache. Jedoch müssen auch "nur" deutschsprachige Ärzte nach gewissen Jahren die Zweisprachigkeit nachweisen, falls ich es richtig in verstanden habe.
 
So weit, so gut, aber wie viel Sanitätspersonal besitzt keinen Zweisprachigkeitsnachweis?

Ich bin auf der Suche nach Antworten auf die Landtagsanfrage Nr. 315/19, gestellt von den Freiheitlichen im Sommer 2019, gestoßen. Hier die Ergebnisse, aufgeschlüsselt nach Sprachgruppe:


Die Grafik zeigt, dass 170 italienische Ärzte, also von den 188 befristeten, keinen Zweisprachigkeitsnachweis besitzen (prozentuell: 0,904), von den deutschen Befristeten, die 70 Angestellte ausmachen, besitzen 33 keinen (prozentuell: 0,471). 
Bei den ladinischen Ärzten besitzen alle einen Zweisprachigkeitsnachweis, bei "keine Angaben" hat die eine Person keinen.

Bei den Krankenpflegern bzw. Pflegehelfern sieht es folgendermaßen aus:


Von den italienischen Krankenpflegern bzw. Pflegehelfern, die 217 Befristete ausmachen, besitzen 104 keinen Zweisprachigkeitsnachweis (prozentuell: 0,479), von den Deutschen, wo 374 befristet sind, haben 41 keinen (prozentuell: 0,109). Bei den ladinischen Krankenpflegern und Pflegehelfern besitzen alle einen.

Um fest angestellt zu werden, glaube ich, braucht man den Zweisprachigkeitsnachweis. Jedoch durch die Befristung, welche verlängert werden kann, umgeht man, meines Erachtens, die gesetzliche Zweisprachigkeit, um den Ärztemangel entgegenzuwirken¹.
Nichtsdestotrotz sieht man, dass prozentuell mehr Befristete der italienischen Sprachgruppe keinen Zweisprachigkeitsnachweis besitzen.

Einige Politiker haben sich gegen diesen Artikel, also für die Eintragung "nur deutschsprechender Ärzte, im Haushaltsgesetz ausgesprochen. Andere sprachen sogar von einer Diskriminierung der Italiener in Südtirol. Schenkt man der Landtagsanfrage 315/19 Glauben, erkennt man aber, dass eigentlich mehr befristet  Angestellte italienisch Sprachige keinen Zweisprachigkeitsnachweis besitzen. Jetzt rein statistisch könnte man eher argumentieren, dass die deutschsprachigen diskriminiert werden.

Mir persönlich wäre es lieber, wenn alle Ärzte, das Pflegepersonal usw. die Zweisprachigkeit, oder eventuell die Dreisprachigkeit besitzen. Das wäre für alle am Gerechtesten, doch ich denke leider wäre dies realitätsfern. Es wäre aber für jeden angenehmer und besser, wenn man sich mit dem Sanitätspersonal in der jeweiligen Muttersprache unterhalten könnte. Ferner hätte man ja auch das Recht dazu. Sehr oft wird, vor allem aus italienischer Seite, das Argument eingeworfen, dass es doch egal sei, ob Ärzte nur italienisch sprechen könnten, Hauptsache es sei ein guter Arzt. Nach dem Motto: Ist dir lieber ein Arzt der deutsch spricht, oder ein guter Arzt, der nur italienisch spricht? Ich frage mich hier schon was für eine Diskussion hier geführt wird. 

STAND März 2021: Mittlerweile wurde bei der Ärztekammer in Bozen das sog. Sonderverzeichnis eingerichtet, worin sich bereits einige Ärzt:innen befinden. 





Über die Zweisprachigkeit in Südtirol


In Südtirol hat jeder, also nach dem 2. Autonomiestatut, das Recht in öffentlichen Ämtern Deutsch, oder eben Italienisch zu sprechen. 
Wörtlich heißt es im 2. Autonomiestatut:

"Die deutschsprachigen Bürger der Provinz Bozen haben das Recht, im Verkehr mit den Gerichtsämtern und mit den Organen und Ämtern der öffentlichen Verwaltung, die ihren Sitz in der Provinz haben oder regionale Zuständigkeit besitzen, sowie mit den Konzessionsunternehmen, die in der Provinz öffentliche Dienste versehen, ihre Sprache zu gebrauchen" (vgl. Artikel 100, Absatz 1: Dekret des Präsidenten der Republik vom 31. August 1972, Nr. 670).

Das heißt also, dass ich als deutschsprachiger Südtiroler beim Gericht, bei Ämtern der Provinz wie bspw. dem Denkmalamt, aber auch bei staatlichen Einrichtungen wie bspw. dem NISF, oder den Carabinieri das Recht habe die deutsche Sprache zu gebrauchen, in Wort und Schrift. Schön und gut, aber wie siehts nach bald 50 Jahren damit aus?

Hier dazu eine Grafik von ASTAT (vgl. Sprachbarometer 2014, Tab. 6.8):

Das Diagramm zeigt auf, in welchen öffentlichen Ämtern es den drei Sprachgruppen verwehrt worden ist die Muttersprache zu verwenden. Was auffällt, die ladinische Sprachgruppe konnte meistens die Muttersprache nicht verwenden, gefolgt von der deutschen Sprachgruppe und schließlich die italienische Sprachgruppe, welche im Austausch mit den Ämtern überwiegend in der Muttersprache sprechen konnte.

Beim Gebrauch der Muttersprache bei den Carabinieri liegen die Deutschen und die Ladiner ungefähr gleichauf: Aufgerundet konnten 40% der beiden Sprachgruppen hier nicht in der jeweiligen Muttersprache sprechen!

Die Zweisprachigkeit, welche durch das 2. Autonomiestatut gewährleistet sein müsste(!), ist in Südtirol meiner Meinung nach eher dürftig, vor allem bei einigen Internetseiten.

Drei Beispiele:

  1. Die Internetseite des Außenministeriums hat drei Sprachen zur Auswahl: Italienisch, Englisch und Arabisch, ja Arabisch, aber kein Deutsch. Wenn man den Artikel 100 des 2. Autonomiestatuts liest, müsste theoretisch auch eine deutsche Version verfügbar sein, denn es heißt "Die deutschsprachigen Bürger der Provinz Bozen haben das Recht [...] mit den Organen und Ämtern der öffentlichen Verwaltung, die [...] Regionale Zuständigkeit besitzen, [...] ihre Sprache zu gebrauchen" (vgl. Artikel 100, Absatz 1: Dekret des Präsidenten der Republik vom 31. August 1972, Nr. 670).
  2. Die Internetseite des NISF hat  zwei Sprachen zur Auswahl: Italienisch und Deutsch. Die deutsche Version ist aber recht spärlich, im Vergleich zur italienischen. Die meisten Dienste müssen nun eh online gestellt werden, jedoch geht das momentan auf der Internetseite nur in italienisch. Positiv herauszuheben ist aber, dass sämtliche NISF-Formulare online und auf  Deutsch zur Verfügung gestellt werden.
  3. Die Internetseite des Landesgerichts Bozen, hier hat man die Wahl zwischen Italienisch und Deutsch, jedoch ist die deutsche Version oftmals nur zum Teil übersetzt (vgl. Linkliste links), als Beispiel der Link zum (nicht) übersetzten Text: Leitender Oberstaatsanwalt.

Man könnte hier noch viele weitere Beispiele anführen wie z.B. den Fauxpas des SABES (bezüglich der deutschen Sprache in einer Aussendung), aber ich denke es ist klar, was ich damit sagen möchte.

Apropos Landesgericht in Bozen: Am Gerichtsplatz in Bozen hat das Relief der Justitia keine Augenbinde, dies gilt als sehr auffällig, da man die verbundenen Augen mit "das Gesetz ist für alle gleich" in Verbindung setzt. Justitia blickt jedoch nicht ins Leere, nein. Sie blickt, wie es scheint, zum Mussolini-Relief gegenüber!

Das zur (verfassungs-) gesetzlichen Zweisprachigkeit in Südtirol.