Über den Reschensee


Der Reschensee gilt als einer der schönsten Drehorte Europas. Doch wie kam es zur typischen Idylle des Sees? 

Die Entstehungsgeschichte ist leider nicht so idyllisch.

Der Turm, welcher 22 Meter aus dem Wasser ragt, wurde Mitte des 14. Jahrhunderts erbaut. Die dazugehörende Kirche, welche abseits vom Turm stand, wurde im 19. Jahrhundert erbaut und  zur Hl. Katharina eingeweiht, dann aber bei der Stauung zerstört.

Die Pläne für einen Stausee, um Elektrizität zu gewinnen, hegte man schon, als Südtirol noch zu Österreich-Ungarn gehörte. Als Südtirol 1919 endgültig  im Friedensvertrag von St. Germain Italien zuerkannt wurde, musste nun Österreich seine Pläne verwerfen. Die italienische Regierung fand die Stauseepläne aber auch recht interessant und hielt an ihnen fest. Den Wasserspiegel des Grauner- und Reschensees wollte man aber nur gering erhöhen, 5 Meter circa¹.

Die Faschistendiktatur (1922-1945) sah das anders:  Im Jahr 1939 reichte ein italienischer Großkonzern ein Projekt ein, welches vorsah den Grauner- und Reschensee um 22 Meter anzustauen. Was die Bevölkerung davon hielt, war der Regierung egal. Der Besitz der jeweiligen Bewohner wurde vom italienischen Staat "entschädigt". Pro m² wurde 1 Lira  bezahlt².                                                 Zum besseren Verständnis: 1 Lira ≈ 0,0005€.

Durch den 2. Weltkrieg kam es zu einem Baustopp, die Bewohner hofften wahrscheinlich für immer. Es kam aber anders, 1947 wurde fertig gebaut. Reschens und Grauns Bevölkerung versuchten vehement die Stauung der Seen zu verhindern, jedoch half auch eine Audienz beim Papst nichts. 1950 war der Bau schließlich abgeschlossen und die Seen gestaut, damit 677 Hektar Fläche unter Wasser gesetzt und 150 Familien auf die Straße! Die Einwohner wurden vor vollendete Tatsachen gestellt, vom Staat wurden keine (Ersatz-) Häuser errichtet. Manche bauten sich schnell Häuser selbst, andere waren auf Barackenlager angewiesen, der einbrechende Winter machte es nicht einfacher¹.

Nicht unerwähnt möchte ich lassen, dass 1976 ein kleiner "Wiedergutmachungsversuch" unternommen wurde: Ungefähr 35 Hektar Kulturgrund wurden wiederhergestellt¹

Der See ist sehr schön und auch sehr idyllisch, keine Frage, aber zu welchem Preis?



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