Die Schützen haben, wie nun sicherlich bekannt sein dürfte, ein sehr umstrittenes Rap-Video mit Titel "Mamma Tirol" gepostet. Das Video wurde mittlerweile offline genommen.
Mir ist zu Ohren gekommen, dass der rechte Landtagsabgeordnete, Alessandro Urzì (Fratelli d'Italia), erneut fordert den Schützen das öffentliche Geld zu streichen. Ich möchte im Folgendem darüber schreiben.
Die Forderung, den Schützen kein öffentliches Geld mehr auszuzahlen, ist nicht neu: Michaela Biancofiore, die u.a. meint, dass die Südtiroler den Faschisten dankbar sein sollten¹, wäre dafür den Schützen kein öffentliches Geld mehr zu geben. Auch Alessandro Urzì, wie oben erwähnt, meint, dass die Schützen kein öffentliches Geld mehr erhalten sollen. Sinngemäß meint man, dass die Schützen einen Anti- Italienverein (gegen die italienische Verfassung) darstellen würden, eine paramilitärische Organisation seien, und sogar Terrorismus zur verherrlichen bzw. Terroristen zu beschützen wird ihnen vorgeworfen...
Urzì nahm das "Mamma-Tirol"-Video zum Anlass seinen Unmut über die Schützen ein erneutes Mal, heute auf Facebook kundzugeben. Unter dem Facebook-Post sind ein paar recht gut zum Milieu passende Kommentare, so scheint es.
Mir gibt es sehr zu denken, dass die 1960-er Jahre, wegen des Terrorismus, des Öfteren so einseitig ins Leben gerufen und meines Erachtens auch politisch so instrumentalisiert werden. Historisch wird es umstritten bleiben, ob die Feuernacht sich positiv oder negativ auf die Entwicklung der Südtiroler Autonomie ausgewirkt hat. Nichtsdestotrotz kam die "Südtirol-Problematik" vor die UNO und somit wohl auch das 2. Autonomiestatut ins Rollen. Aber Terrorismus ist eine zu leichte Erklärung, kommt mir vor. Man sollte auch oft hinter die Kulissen schauen, jenes aber leider selten gemacht wird.
Was Urzì nicht zum Terrorismus schreibt: Die BAS Gefangenen, also die sogenannten Terroristen von welchen die Anschläge ausgingen, wurden gefoltert und misshandelt, zwei gefangene so heftig, dass sie an den Folgen starben². Laut beispielsweise der dritten Genfer Konvention (vom 12. August 1949) ist es sogar strengstens verboten Kriegsgefangene zu foltern. Aber auch die Menschenrechte hatten zu dieser Zeit Gültigkeit, welche es sowieso verboten hätten. Diese Folterungen geschahen in den 1960ern! Jedoch ist das eine anderes Thema, über welches ich ein andermal ausführlicher schreiben möchte.
Nun zurück zum Thema: Sollte man die Schützen mit öffentlichem Geld ausstatten?
Ich finde schon! Für ein Video, was ich wirklich nicht unterstütze, welches wahrscheinlich nur einige Mitglieder bei den Schützen gutheißen, sollen alle büßen? Nein, das wäre nicht richtig, und noch weniger gerecht alle dafür zu "bestrafen". Aber erwähnen muss man auch, dass Rap-Lieder von bekannteren Weltkünstlern oft noch sexistischer, homophober, ausfallender usw... sind, als das von Anderlan, das schon mal vorausgeschickt. Soll der Staat nun zensieren und YouTube, SoundCloud und Spotify sperren, wo solche Lieder ja immerhin verbreitet werden?
Ich bin der Meinung, dass das zur freien Meinungsäußerung dazugehört. Genauso gehört dazu, dass Biancofiore Mussolini verherrlichen kann. Gesagt muss aber sein, dass man ja nicht von jedem die Meinung gutheißen muss und so hinnehmen soll, nur weil sie frei geäußert wurde. Nein! Die Verantwortung für die jeweilige Meinung muss und soll schließlich jeder selbst übernehmen! Aber es wird auch zur freien Meinungsäußerung dazugehören, dass man die jeweilige Person nicht wegen der Meinung bestraft. Ansonsten wäre es ja keine freie Meinungsäußerung, oder? Aber auch die freie Meinungsäußerung hat natürlich ihre Grenzen.
Alle in einen Topf werfen sollte man auch nicht. Man könnte zwar behaupten, dass alle Mitglieder von Forza Italia, der Partei gehört Biancofiore an, Mussoliniverherrlicher sind. Jedoch wird dies sicherlich nicht auf alle zutreffen, und daher ist es besser zu differenzieren. Natürlich teilt man gemeinsame Werte, wenn man bei einer Partei, einem Verein usw... Mitglied ist, aber man muss, sollte und wird auch nicht immer die gleiche Meinung zu einem Thema haben, wie ein anderer. Klar, wenn jemand einer rechtsgerichteten Partei beitritt, wird derjenige auch rechtsgerichtete Werte haben und man urteilt oft nach dem, was allgemein in einer Partei, Verein, usw... passiert. Man sollte wirklich öfter und tiefer ins Detail gehen und nicht alle in den gleichen Topf werfen, denke ich.
Was ich noch erwähnen mochte ist das, dass von Anderlan in der heutigen Tagesschau auf Rai-Südtirol ein Interview ausgestrahlt worden ist. Hier erklärt er, dass seine Familie Drohungen wegen des Videos bekam. Das geht gar nicht, finde ich! Kritik ist gut und hier sicherlich auch angebracht, aber Drohungen?
"Nur wer die Freiheit anderer achtet, ist selbst der Freiheit wert." - Johann Jacoby (1805-1877)
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